Wein und Sonnenschein

24 02 2010

Ich liege gerade mit dem Netbook auf dem Schoß in der Hängematte im Garten meines Hostels und genieße die sommerlichen Temperaturen hier in Mendoza, Argentinien. In 20 Stunden Busfahrt ließen wir Chile und den Regen hinter uns und durchquerten erneut die Anden nach Argentinien über teils spektakuläre Pässe. Die Anden sind hier sehr hoch und auch auf den höchsten Berg des amerikanischen Kontinents, den Aconcagua, konnten man aus dem Busfenster heraus einen Blick erhaschen. Selbst der Grenzübergang nach Argentinien liegt auf etwa 3500 m Höhe. Ich glaube, das war bisher der höchste Punkt, auf dem ich je gestanden habe.

Mendoza ist das bekannteste Weinanbaugebiet Argentiniens. Hier scheint fast immer die Sonne, es regnet bloss 200 mm im Jahr und die Weinberge müssen daher alle künstlich bewässert werden.

Natürlich war daher eine Weintour der erste Programmpunkt. Hierfür liehen wir uns Fahrräder und fuhren durch die Weinberge von einem Weingut zum nächsten und probierten uns durch die Rotweinkollektionen der Winzer. So viel guten Rotwein hab ich an einem Tag noch nie getrunken. Von Weingut zu Weingut fuhren unsere Fahrräder immer kurviger und als es Abends im Hostel zum gemeinsamen Grillen auch noch freien Rotwein gab, musste ich den nächsten Tag in der Hängematte im Schatten der Bäume verbringen.Eine Weintour, die ich jedem künftigen Mendozabesucher sehr ans Herz legen kann.

Morgen geht es dann schon wieder nach Santiago in Chile zurück und meine Zeit in Südamerika neigt sich dem Ende zu. Habs bisher sehr genossen.



Lost in translation and clouds

24 02 2010

Von dem etwas verschlafenen Chiloe ging es in die „Großstadt“ Valdivia auf dem Festland an der Pazifikküste. Etwas Unangenehmes stand auf der Tagesordnung: Zahnarztbesuche. Nachdem sich eine Woche vor Abflug in Deutschland mein Zahn entzündet hatte, notdürftig behandelt und verschlossen wurde, tat er 5 Wochen später in Argentinien so weh, dass ich in El Bolson ins Provinzkrankenhaus musste und der Zahnarzt dort ihn wieder öffnete. 2 Wochen mit offenem Zahn später mußte ich nun also in Chile jemanden finden, der die Wurzelbehandlung zu einem Ende bringt und mir den Zahn wieder schließt. Und das mit meinem dürftigen Spanisch…

Die erste Zahnklinik erklärte mir, der Spezialist sei erst wieder in 5 Tagen im Hause. Auf dem Weg zum zweiten Zahnarzt traf ich eine deutsche Auswandererin, die mir wärmstens ihren Zahnarzt empfahl und mir seine Adresse gab. Als ich dann jedoch dort ankam, sprach die Assistentin auch wieder nur spanisch und versuchte, mir irgendetwas zu erklären, was ich aber beim besten Willen nicht verstand. Irgendwann gab sie auf und rief den Arzt von zuhause herbei, der mir in gebrochenem Englisch erklärte, er sei nur Spezialist für Füllungen und ich würde aber einen Spezialisten für Wurzelbehandlungen brauchen. Anscheinend sind die Zahnärzte hier alle auf verschiedene Bereiche spezialisiert. Netterweise klemmten er und seine Assistentin sich dann hinters Telefon und organisierten mir noch für den selben Tag einen Termin bei einem englischsprechendem Wurzelspezialisten.

2 Tage später war alles wurzelbehandelt und gefüllt und ich sehr positiv überrascht von den chilenischen Zahnärzten. Alles viel professioneller und angenehmer als in Deutschland. Kann ich also nur weiterempfehlen 😉

Im ströhmenden Regen ging es weiter nach Pucon, einer Kleinstadt am Fuße des aktiven Vulkans Villarrica. Hier dreht sich alles um Outdoorsport und den Vulkan. Von Vulkanbesteigungen über Rafting zu Hochseilgärten kann man hier alles machen. Leider regnete es fast unseren kompletten Aufenthalt durch, so dass vom Vulkan so rein gar nichts zu sehen war. Eine kleine Regenlücke nutzten wir zu einer Wanderung im Nationalpark wurden auf dem Rückweg abermals vom Regen erwischt und bis auf die Haut durchnäßt.

Frustriert gaben wir nach 3 Tagen Dauerregen das Projekt Pucon auf und kauften uns ein Busticket nach Mendoza in Argentinien, wo Sonnenscheingarantie herrscht. Kaum saßen wir im Bus, riss die Wolkendecke auf und  gab das erst Mal seit einer Woche den Blick auf den Vulkan frei. Schlechtes Timing, aber immerhin hab ich ihn somit doch noch einmal gesehen…



Chiloe

24 02 2010

Jetzt nur noch zu  zweit ging es mit Susanne weiter nach Chiloe, einer Insel im Süden Chiles. Hier blieben wir einige Tage in Castro, der Inselhauptstadt, in einem etwas merkwürdigem Hostel, in dem ausschliesslich (männliche) Bauarbeiter wohnten.

Chiloe lebt hauptsächlich vom Fischfang und Tourismus. Die Holzkirchen dieser Insel sind seit einigen Jahren UNESCO-Weltkulturerbe. Wir fanden hier

  • palafitos, die für die Insel charakteristischen Stelzenhäuser
  • Seelöwen und Pinguine, die unsere Fähre umschwammen
  • jede Menge Wollmärkte
  • einen Guide, der aus politischen Gründen kein Englisch mit uns reden wollte
  • nasse Füße im Nationalpark
  • das typische chiloetische Gericht curanto
  • und das erste mal in meinem Leben den Pazifik


On the road

12 02 2010

Die letzten 2 Wochen waren im wesentlichen durch zwei Gegensätze geprägt: Staub und Regen. Patagonischer Wüstenstaub auf der argentinischen Andenseite, welcher die Autolüftung blockiert, durch die Türen eindringt und das Autoinnere sowie seine Insassen bedeckt. Anhaltender Dauerregen dagegen auf der chilenischen Andenseite, welcher einen beim Durchqueren des chilenisch-patagonischen Regenwaldes an Jurassicpark denken lässt.

Im argentinischen El Chalten mit seinem gewaltigen Fitz Roy Gebirgsmassiv und der selbsterklärten Trekkinghauptstadt holten mich Oded und Susanne mit unserem gemieteten VW Golf ab. Weiter ging es nach Norden auf der berühmten Ruta 40, einer Strasse, die einmal komplett durch den ganzen amerikanischen Kontinent von Alaska bis Feuerland führt. 12 Stunden und 500 km auf rüttelnder Schotterpiste durch die patagonische Steppe. Rechts und links der Strasse Guanaco-Herden (eine Lamaart), Nandus (Strauss-artige Vögel) und liegengebliebende Autos mit platten Reifen oder Achsbruch. Eine unwirtliche Landschaft, die mir aber extrem gefallen hat. Unser kleiner Golf hatte es nicht leicht, aber er hielt tapfer durch und so konnte wir am nächsten Tag die Anden nach Chile queren zu unserem eigentlichen Ziel, der Carretera Austral. Diese ebenfalls unbefestigte Strasse schlängelt sich an Gletscherseen entlang, über Berge hinweg, durch den patagonischen Regenwald auf der chilenischen Andenseite nach Norden. Eine grandiose Route und es war toll ein eigenes Auto zu haben und somit völlig frei und unabhängig zu sein. So sahen wir hängende Gletscher, machten einen Pferdeausritt in die Berge inklusive Gipfelbesteigung, wanderten im Regenwald und kamen schlussendlich rechtzeitig wieder in Bariloche, Argentinien an. Die glückliche, platte-Reifen-freie Ankunft wurde ausgiebig bei Steak und Bier bejubelt.

Am Dienstag mussten wir uns leider wieder von Oded und unserem Auto verabschieden und ich bin mit Susanne weitergereist nach Chiloe, einer Insel im Süden Chiles, wo ich diese Zeilen schreiben. In den nächsten Tagen geht es gemeinsam weiter Richtung Norden ins Outdoormekka Pucon und an die Atlantikküste.

Alle Fotos mit freundlicher Unterstützung von Oded und Susanne…



Gletscher

6 02 2010

Nach zwei fast Internetfreien Wochen habe ich wieder ein Hostel mit Internetanbindung und ich kann ein paar Zeilen schreiben. Von Ushuaia aus ging es nach El Calafate, einer Kleinstadt , die als Hub zu einer der größten Naturwunder Patagoniens dient: der Gletscher Perito Moreno. Der Perito Moreno gehört zum „Hielo del Sur“, der drittgrößten kontinentalen Eismasse der Welt, nach der Antarktis und Grönland. Dementsprechend beeindruckend sieht es aus, wenn man dann tatsächlich vor dem Gletscher steht und hört wie er knackt und knistert und ab und zu riesige Eisbrocken ins Wasser abbrechen. Ich hatte eine Gletschertour gebucht, bei der man mit Steigeisen auf den Gletscher raufwandert und zwischendurch immer mal wieder etwas erzählt bekommt. Whiskey auf Gletschereis am Ende der Tour inklusive. Trotz Dauerregens ein echtes Highlight meiner Reise bisher.

Abends im Hostel traf ich dann auf Susanne, eine andere Deutsche und Oded, einen Israeli, welche den Plan hatten, sich ein Auto zu mieten und mit diesem über die Anden nach Chile zu fahren um dort auf der berühmten und berüchtigten Carretera Austral gen Norden zu fahren. Eigentlich war das genau meine Traumstrecke, die ich aber wieder aufgrund der Unzugänglichkeit der chilenischen Andenseite verworfen hatte (keine Busse etc.). Also hab ich gerne zugesagt, mich an dem Auto zu beteiligen und der Rest des Abends war Reiseplanung. Wie es uns auf der berüchtigten Ruta 40 in Argentinien und im Patagonischen Regenwald in den letzten 10 Tagen ergangen ist, erzähle ich euch dann im nächsten Beitrag 😉